Unsere Jahreshauptversammlung - 16. März 2023

Mit 45 Mitgliedern und Freunden des PZV Bassum-Freudenberg e. V. war der Saal in Stöver's Landgasthaus, Groß Henstedt, gut gefüllt. Der 1. Vorsitzende, Hendrik Hüsker, begrüßte alle Anwesenden recht herzlich zur diesjährigen Jahreshauptversammlung und hieß alle willkommen.

Nach dem gemeinsamen Imbiß begrüßte der 1. Vorsitzende zunächst unseren Ehrenvorsitzenden, Hilmer Buschmann, unseren Gast und Referenten des Abends, Philipp Baumgart, Döhlbergen, den Vorstandskollegen, Hannes Brüning, vom PZV Hoya, die Gestütsbeamten des Landgestüt Celle, SM Klaus Berger und SM Chris Sachtleben, sowie Enno Buschmann, 1. Vorsitzender unseres befreundeten Reitvereines RuFV Diek-Bassum e. V. 

Vor dem Jahresbericht des 1. Vorsitzenden erheben sich alle Anwesenden zum Gedenken an alle verstorbenen Züchterkolleginnen und Kollegen, die mit Leidenschaft und Hingabe unserer gemeinsamen Passion, der Pferdezucht nachgegangen sind. Hendrik Hüsker nennt stellvertretend unsere Vereinsmitglieder, Günther Spradau, Ganderkesee, Bernhard Müller, Twistringen, sowie Hans-Georg Weidenhöfer, Dimhausen, der von 1974 - 1986 2. Vorsitzender und von 1986 - 1989 1. Vorsitzender unsers Vereins war. Auch unserem verstorbenen Vereinswirt, Henning Buchholz, wurde gedacht.


Seinen diesjährigen Jahresbericht stellt der 1. Vorsitzende unter das Motto 'Die Zeit danach...'

Das vergangene Jahr war, wie auch die letzten 3 Jahre, von Corona geprägt. Seit dem letzten Jahr weiterhin durch Krieg und Preisexplosionen. Aber..., es gibt auch immer 'eine Zeit danach...'.

Wenn auch in Zeiten von Corona nicht viel ging - keine Veranstaltungen, keine gemeinsamen Treffen, kaum öffentliches Leben - eines ging: der Pferdehandel! Lange sei der Absatz von Pferden und Fohlen nicht so gut gewesen, wie genau in dieser Zeit. Und jetzt? Jetzt haben wir 'die Zeit danach...'.

Der Krieg in der Ukraine und den damit einhergehenden Preissteigerungen oder besser Preisexplosionen, treffe alle. Nicht nur Energie, Baustoffe, Lebensmittel etc., sondern auch alles rund um's Pferd, wie Futter-, Pensions- und Unterhaltungskosten, sind stark gestiegen. Nur das Einkommen allgemein nicht. Was bedeutet das für Züchter, Käufer und Reiter? Im Moment sei eine große Unsicherheit zu spüren. Keiner weiß genau, wo die Reise hingeht. Eben..., 'die Zeit danach...'.




Die Kaufbereitschaft für Pferde der Mittelklasse läßt nach. So stellt sich die Frage, ob die Züchter künftig ihre Pferde noch kostendeckend verkaufen können. Der Schwerpunkt der Zucht hat in den letzten Jahren auf das super moderne, langbeinige und schwebende Fohlen gelegen, was gut und schnell vermarket werden konnte. Der 1. Vorsitzende sagt: Wo der Weg des Fohlenmarktes hingeht, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Denn..., in einer Forumsdiskussion mit dem Thema 'Dressurpferdezucht im Spannungsfeld von Elastizität und Stabilität' wurde klar aufgezeigt, das sich der Markt sehr in diese Richtung entwickelt hat und die Gesundheit des Pferdes oft darunter leidet. Zu viele Jungpferde fallen viel zu früh durchs Raster - und für viele Pferde sei die Sportkarriere 7- bis 8-jährig bereits beendet. Nun sind wir wieder bei 'der Zeit danach...'.

Nun sind sie aber da, die vielen Stuten und jungen Hengste..., mit sehr weichem und leichtem Fundament. Sollte man in der Zucht wieder mehr Wert auf mehr Härte und Substanz legen? Die Zucht wieder etwas zurückschrauben? Wohl wissend, das es mit der Fohlenvermarktung nicht mehr so gut und schnell geht? Eine Bereinigung des Marktes herbeiführen? Das sei alles schwer zu sagen und ein Patentrezept hat Hendrik Hüsker ja auch nicht. Er meint, dies muss jeder Züchter mit sich selbst ausmachen, ...entscheiden wird am Ende, wie immer, wohl der Markt. Aber als Optimist glaubt er an eine 'gute Zeit danach...'.

Und..., er glaubt und weiß um den guten Geist unserer Gemeinschaft in unserem Pferdezuchtverein Bassum-Freudenberg e. V. Und..., deshalb wünscht er allen gemeinsam mit uns und unseren Pferden eben auch eine 'gute Zeit danach...'. Mit den Worten 'Lasst uns diese Gemeinschaft pflegen und in Ehren halten', schließt Hendrik Hüsker seinen diesjährigen Jahresbericht.

Anschließend läßt er das letzte Jahr Revue passieren. So konnte unser 10. Freudenberger Freispringwettbewerb endlich wieder stattfinden. Am 10.04.2022 wurden Zuschauer und insgesamt 24 Teilnehmer auf der Anlage des RuFV Diek-Bassum e. V. begrüßt. Die Abteilung der 3-jährigen dominierte klar Cheyenne, eine Stute von Chacoon Blue/Lord Pezi aus der Zucht von Julia und Marcel Heithaus, Bockstedt. Sie erreichte auf der Herwart von der Decken-Schau zudem den 1c-Preis!
Unsere geplante Fohlenrundfahrt fiel dennoch kurzfristig wieder Corona zum Opfer. Das Brokser Stuten- und Fohlenevent in Ochtmannien sei für die Züchter unseres Vereins wieder einmal mehr sehr erfolgreich gewesen. 'Ein Novum unserer Stutenschau' erzielte Bernhard Sieverding, Twistringen, mit seinen Stuten. Mit der 3-jährigen Feliciana v. Follow Him's Schönweide/Benicio stellte er die Siegerstute Dressur und ihre 2-jährige Vollschwester nahm den Titel 'Reservesiegerstute Dressur' mit nach Hause. Feliciana legte ihre Zuchtstutenprüfung außerdem als beste Dressurstute im Bezirksverband Hannover ab.

Aus den Händen von Hendrik Hüsker erhält Bernhard Sieverding für diese Erfolge ein Präsent.




Weiterhin stellte das Züchterhaus Nordmann aus Syke-Jardinghausen die Siegerstute Springen. Die 3-jährige Sannabelle v. Stanley/Acord II war nicht zu schlagen! Auch sie absolvierte ihre Zuchtstutenprüfung als beste Springstute des Bezirksverbandes Hannover. Beim Vilsa-Bezirks-FohlenChampionat erreichte Chris-Florian Witte, Hannover, mit seinem Hengstfohlen von Ogano Sitte/For Pleasure einen hervorragenden 3. Platz!

Hendrik Hüsker verliest im Anschluß alle Sieger und Platzierten der letztjährigen Veranstaltungen. So stellte er nocheinmal besonders heraus, das auf der Fohlenschau des PZV Hoya in der Abteilung der jüngeren Dressurfohlen, ein Stutfohlen (Follow Him's Schönweide/Franziskus) aus der Zucht von Bernhard Sieverding, Twistringen, siegte und den 3. Platz ein Stutfohlen v. Valverde/Sir Donnerhall, aus der Zucht von Andreas Müller, Twistringen, belegte. Bei den älteren Dressurfohlen stellte Andreas Müller mit einem Stutfohlen von Total Diamond/Bon Coeur das zweitplatzierte Fohlen!

Der 1. Vorsitzende bedankt sich bei allen Ausstellern und Sponsoren sowie bei den treuen Besuchern und unseren Helfern!

Weiterhin feierte der Hannoveraner Verband e. V. in 2022 sein 100-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlaß fanden, verteilt über das ganze Jahr, in den Bezirksverbänden entsprechende Feierlichkeiten statt. Außerdem wurde der Jubiläumsball des Verbandes im September zu einem vollen Erfolg! In der herrlich hergerichteten Niedersachsenhalle konnten über 700 Gäste einen tollen Abend mit tollem Ambiente (v)erleben! Auch unser Verein war mit einigen Mitgliedern dabei.

Zum Abschluß des 2. Teils seines Jahresbericht informiert Hendrik Hüsker die Anwesenden über die neue Strategieausrichtung des Hannoveraner Verbandes e. V. und erklärt anschließend ausführlich die Strategiepunkte mit den entsprechenden Zielen.

Unter dem TOP - Wahlen - wurde Hendrik Hüsker einstimmig im Amt des 1. Vorsitzenden und Viktor Soller  im Amt des 2. Vorsitzenden bestätigt. Für den erweiterten Vorstand wurde Marcel Heithaus wiedergewählt. Als Delegierte für den Bezirksverband Hannover wurden Viktor Soller und Ina Rogge-Leopold bestätigt.


Der 1. Vorsitzende zeichnete unter dem TOP - Ehrung - Heiner Schmidt, Seckenhausen zum Züchter des Jahres 2022 aus.





Unter dem Titel 'Vermächtnis der Stuten Donna und Dana' stellte Hendrik Hüsker die Zucht und Nachzucht von Heiner Schmidt dar. Er betreibt diese mit Herzblut und seine Pferde haben vollen Familienanschluß. Aus den beiden Stutenfamilien sind in Seckenhausen von 1976 bis heute insgesamt 46 Fohlen geboren worden. Die 21 Stut- und 25 Hengstfohlen haben mit Don Primero und Dancier das wertvolle und begehrte D-Blut im Pedigree. Auf der Mutterseite findet man bei beiden Stuten Wolkentanz I wieder, der auf den Hannoveraner Stempelhengst Weltmeyer zurückgeht. Aus der Zucht von Heiner Schmidt betraten insgesamt 15 Pferde die große Auktionsbühne in Verden, davon 9 Fohlen und 6 Reitpferde. Für die Fohlen konnte Heiner Schmidt hier überaus zufriedenstellende Preise erzielen.

Hendrik Hüsker gratulierte ganz herzlich im Namen aller zu diesen züchterischen Erfolgen und überreichte Heiner Schmidt zur Auszeichnung und Erinnerung ein Präsent. Sichtlich überrascht und sehr erfreut bedankt er sich sehr herzlich!

Zunächst bedankt sich Philipp Baumgart ganz herzlich für die Einladung und stellt zunächst die familiäre Verbindung zwischen Thormälen und Baumgart dar und im weiteren Verlauf die Entstehungsgeschichte des Hof Thormälen in Kollmar, der seit 1561 im Familienbesitz steht. Aus der Landwirtschaft heraus, habe sich der Hof in den vielen vergangenen Jahrzehnten zu einer reinen Pferdezucht- und Aufzuchtstätte entwickelt. In Lebensgröße steht im Garten des Anwesens die weiße Bronzestatue des Holsteiner Stempelhengstes Capitol I, aus der Zucht von Harm Thormälen. Etliche internationale Spitzenpferde, darunter zahlreiche Erfolgsvererber sowie Zuchtstuten mit begehrtem Pedigree sind hier geboren.

Retina, eine Ramzes AA-Tochter, aus dem Holsteiner Stamm 104A, wurde seinerzeit von Harm Thormälen als Sportstute gekauft. Sie wurde 7-jährig unter Fritz Tiedemann Hamburger Derbysiegerin und später Mutter des Holsteiner Hengstes Capitano.  Eine Nachfahrin der Retina ist weiterhin die Stute Corradina, Stamm 173 (der Hauptstamm der Familie Thormälen), die unter Carsten-Otto Nagel Team-Welt- und Europameisterin sowie zweifache Vize-Europameisterin wurde.

Der dritte Stamm, 3615, der Thormälens ist noch ein recht neuer Stamm, aus dem die Stute Fein Cera hervorgeht. Sie war 2002 unter Peter Wylde das beste Pferd im Finale der Weltreiterspiele in Jerez de la Frontera. Auch sie wurde in der Zucht eingesetzt und ihre Enkeltocher Zera gewann 2017 unter Pato Muente das Hamburger Springderby und damt ihr erstes S-Springen!

Harm Thormälen legte den Grundstein der so erfolgreichen Springpferdezucht, er hat den Betrieb nun an Philipp Baumgart, beheimatet auf dem Schwartze Hof in Döhlbergen, übergeben.

Im weiteren Verlauf berichtet Philipp Baumgart, der in Hamburg studiert und 2 Jahre für den Holsteiner Verband gearbeitet hat, das die Zucht und Aufzucht in Kollmar erfolgt, die Pferde zur Ausbildung nach Döhlbergen kommen und anschließend vermarktet werden. Der Betrieb in Kollmar umfasst ca. 50 ha Grünland zur Beweidung und Futtergewinnung. Hier stehen derzeit in etwa 100 Pferde, inkl. der Zuchtstuten und Fohlen  bzw. Jungpferde. Große Beachtung und Bedeutung kommen in Holstein die Stämme der Hengste zu. Zum Verkauf gelangen die Pferde frühestens im Alter von 2 Jahren, Fohlen werden eher nicht vermarktet. Es besteht außerdem eine enge Zusammenarbeit mit dem Holsteiner Verband und Oldenburger Springpferde Verband sowie mit diversen Hengststationen. Auch die Auktionen werden ab und an beschickt.

Etwa 85 % der Pferde werden in's Ausland verkauft. Die internationalen Kontakte hat Philipp Baumgart während seiner Zeit beim Holsteiner Verband geknüpft. Über die Mongolei hat er seinerzeit die Verbindungen nach China aufgebaut. So sei es wichtig, diese zu halten und vor Ort auch weiter auszubauen.






Ein Konzept mitzugeben..., das sei sehr wichtig. Die Reiterei stecke in China noch in den 'Kinderschuhen'. So ist es oft notwendig, die asiatischen Käufer dahin zu beraten, welches Pferd welchen Ausbildungsstand hat und was es u. U. erreichen kann. Dabei die richtigen Reiter zu finden und diese entsprechend zu fördern ist hier von großer Bedeutung. Philipp Baumgart bringt den Anwesenden dazu ausführlich die derzeit vorhandenen Strukturen und Abläufe näher. So sei es auch sehr wichtig, entsprechende Trainer zur Seite zu stellen.




Die Entwicklung des Pferdesports gehe in China klar weiter und es sind mittlerweile TOP-Anlagen zu finden.


 


Durch die Förderung und Beratung wurden im letzten Jahr erstmals Jungpferde-Championate durchgeführt.






Viele Schüler kommen mittlerweile nach Europa um hier eine professionellen Ausbildung zu erhalten. Es wurde weiterhin für die jungen Chinesen ein 5-Jahres-Plan entwickelt, der ihnen diese Möglichkeit in Deutschland bietet - in dieser Zeit sind sie wechselweise auf keinem geringeren Hof als bei den Beerbaum's in Thedinghausen stationiert!






Hendrik Hüsker bedankt sich bei Philipp Baumgart für seinen sehr interessanten und informativen Vortrag mit einem Präsent - dem Freudenberger Becher.